გამარჯობა! Gamardschoba… Off-road für Fortgeschrittene ca. 1’500km durch das Land des Kaukasus “Georgien”
Siebtes Kapitel
გამარჯობა! Gamardschoba!
Off-road für Fortgeschrittene
Im Lande vom Kaukasus
- Amtssprache
- Hauptstadt
- Fläche
- Einwohnerzahl
- Währung
- Nationalfeiertag
- Gebirge
- Georgisch
- Tifilis
- 69.700 km²
- 3.728.600
- Lari ₾ (GEL)
- 26. Mai
- Kaukasus
Am 12. Januar tuckerten wir auf die Grenze Georgiens zu. Wir waren aufgeregt wie kleine Kinder „hoffentlich klappt alles!“ Georgien sei nicht besonders Liberal.
An der Grenze wurden, wie von verschiedenen anderen Reisenden belehrt und gelesen, getrennt. Alles in Allem dauerte der Grenzübergang eine Stunde. Nichts im Vergleich zu den Komplikationen bei der Türkei-Einreise. Die Beamten waren etwas verwundert warum wir soviel Projektoren und Technik mit dabei haben. Mit Fotos habe ich ihnen erklärt was wir damit so anstellen. „Trotzdem, warum so viele?“ Fragte der Beamte. „Zur Reserve – falls mir einer kaputt geht“ erwiderte ich und alles war erledigt. Wir wünschen uns, dass alle weiteren Grenzübergängen die vor uns liegen so entspannt ablaufen.
Wir schlenderten mit Oleg gemütlich bis Batumi ins Zentrum in der Nähe vom Hafen und einem Vergnügungspark. Die Kulisse hat sich erneut arg verändert, von Beige zu saftigem Grün. Entweder kommen uns die krassesten Autos entgegen oder solche die weder Licht noch Stossstangen haben.
Kaum angekommen lernten wir das iranische Pärchen Eli & Amir kennen. Erstmal aber ab in die Ortschaft, die klassische Basisadministration eines neuen Landes steht an „Sim-Karten sowie Landeswährung besorgen“. In Georgien konnten wir es kaum glauben das wir für schlappe € 13.- Unlimited Internet ergattern konnten. Zur Feier des Tages gingen wir Schweinefleisch im Restaurant „Munich“ essen. Für mich gab’s ein Cordon Bleu und Ziss genoss eine zart gebratene Lende vom feinsten – welch ein Genuss!
Abends luden wir unsere neuen Freunde zum Tee in der warmen Stube ein. Wir genossen tolle Gespräche. Wurden aber auch ganz schön nervös was unsere weiterfahrt durch das persische Reich angeht. Die beiden reisen via Fahrräder und Zelt. Ganz schön clever haben sie zwei Zelter ineinander aufgebaut um eine isolierende Luftschicht zu generieren. Sowas haben wir noch nie gesehen. Wir haben höchsten Respekt vor allen Reisenden die Radfahren oder gar um die Welt wandern. Täglich bei Wind und Wetter das Zelt auf und abzubauen wäre nichts für uns.
Am nächsten Tag in aller Herrgotts Frühe lernen wir Egor kennen. Er wiederum Joggt und wandert mit leichtestem Gepäck von Russland aus in Richtung Türkei. Abends luden wir alle zusammen auf eine leckere Pizza im Restaurant ein.
Batumi ist eine der beiden „Reichen“ respektive „wirtschaftlich funktionierenden“ Städte des Landes, neben Tbilisi. Leider aber arg durch Korruption im Immobilienbusiness getrieben. Dies ist beim herumschlendern durch die Strassen kaum zu übersehen. Verwahrlosung und Prunk in direktem Kontrast nebeneinander.
Hier die Links zur Stadt: WikiTravel, Wikipedia
Einige Eindrücke zu Batumi
Wir machten uns, nach vier tägiger Ankunft in der neuen Kultur, auf in nördlicher Richtung nach Poti. Fanden einen netten Strand zum Nächtigen. Zu unserem bedauern war der ganze Strand übersäht mit Spritzen und Fixer-Utensilien. Dieses Bild zieht sich weit, fast über das ganze Land hinweg – Wie in der 90ern bei uns.
Wie versprochen half uns die CH-Botschaft in Tbilisi einen Spediteur für unser Fenster zu finden. Per Telefon vereinbarten wir mit dem Schweizer Unternehmen Gebrüder-Weiss, dass sie unsere Lieferung entgegen nehmen. Dies erfüllte unsereins mit Freude.
Jedes Land bringt so seine Eigenheiten mit sich. In der Türkei wurden wir regelmässig vom Ruf des Muezzin’s geweckt. In Georgien wird einem das einschlafen durch driftende Druckbuden erschwert. Dies scheint hierzulande eine Art Volkssport zu sein.
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Am Falschen Ort zur falschen Jahreszeit
Es ist schwierig am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein wenn mann ständig Unterwegs ist. Pannen werden ja zeitlich nicht zwingend eingeplant. Noch viel weniger der Verlust eines wichtigen Dokuments auf dem Postweg oder Ersatzteile die das Herstellungsland nicht verlassen.
Aufgrund des winterlichen Wetters und dem zunehmenden Schneefall in den Bergen hält sich die Wahl der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in Georgien zu dieser Zeit in Grenzen. Viel spannendes liegt inmitten der hohen Berge und ist teilweise nicht bis kaum zu erreichen. Schon im Vorhinein war uns bewusst dass wir zur falschen Jahreszeit im Lande des Kaukasus sind. Somit stand fest „wir fahren erstmals ins Landes-Innere zu den Warmen Schwefelquellen bei Vani.
Wir fanden unweit der Quellen einen gemütlichen Stellplatz. Suchten unsere Badehosen und machten uns auf ins warme Wasser. Langsam geht die Sonne unter, es ist eine herzerwärmend schöne Atmosphäre und das Beste, der „Pool“ ist menschenleer. Auch der Geruch hält sich beim Baden in Grenzen. Noch kurz zuvor zögerten wir in den Schwefelgeruch einzutauchen. Wir blieben noch einen weiteren Tag in dieser magischen Umgebung.
Hot Sulphursprings near Vani
Offroad für Fortgeschrittene
Am 19. Januar war unser ursprünglicher Plan gemütlich Richtung Tiflis einzuschlagen. Es kam natürlich alles bisschen anders als geplant. Wir ahnten noch nicht mal ansatzweise welche Off-road Lektion heute für uns auf dem Programm ist. Das Navi meinte kurz vor Achara ich soll rechts von der Hauptstrasse runter was ich erst übersehen habe was eigentlich gut gewesen wäre hätte ich nicht gewendet und mich von der Technik überreden lassen hätte.
Zu Beginn war alles schick, die Strasse war frisch asphaltiert und wir genossen die malerische Gegend. Nach ca. 20km kommt die erste „Baustelle“, ein Felssturz verschüttet den Weg. Spätestens hier hätten wir zurück auf die Hauptstrasse fahren sollen, tuckern aber guter Dinge weiter. „Es wird bestimmt wieder besser – alles halb so Wild!“
Jedoch weit gefehlt! Alles was nach diesem Felssturz kam wurde von Kilometer zu Meter heftiger. Schlaglöcher nahmen zu, die Strasse war eine Mischung von „Asphalt, Gelände, Steinschlag und Baustelle“, wurde stetig enger und der Gegenverkehr liess zunehmend nach. Ich wollte schon mehrmals wenden doch Ziss war guter Dinge und redete mir positiv zu. Nach einer weiteren Baustelle kam die erste „Brücke“ wenn man dies so nennen will. Mit unserer Spurbreite von 2,3m gerade so machbar. „Nur, hält das Ding auch unser Gewicht?“
Ich erkundete die verwahrloste Brücke. Glücklicherweise kamen uns 3 Autos und ein Kleinbus entgegen. Sie fuhren alle gleichzeitig über die Brücke. „Also 4 x knapp 3 Tonnen = sollte auch für uns kein Hindernis sein.“ Tief einatmen „Augen zu und durch“, unsere Herzen schlugen schneller! Wir erreichten eine, für die späteren Kilometer, letzte kleine Bautätigkeit mit Menschen. Anschliessend folgte eine Brücke für die wir definitiv zu gross waren. Angenehmerweise gab es eine zweite Option. Dies waren grosse Stahlrohre im Fluss welche mit Schotter bedeckt waren. Hier und da hatte dieser Übergang, um es spannender zu machen, einige Rostlöcher. Zudem ging diese Ausweichoption noch unter einer Bahnbrücke durch wo wir gerade so durch passten.
Ziss rief aufgeregt „Willkommen in Georgien!“
Es machte uns nun den Eindruck das wir auf einer ordentlichen Piste angekommen sind – leider nur für wenige 100m. Danach ging es gute 7 km über eine zunehmen Enge Route, verziert mit Eis, Schnee und Schlamm. Die kommenden Schlaglöcher waren teilweise kaum ersichtlich. Zunehmend wurde es nun auch Ziss mulmig. Wir erreichten eine „Ortschaft“ mit wenigen Häusern. Gleich danach standen wir vor einer Verzweigung. Geradeaus war definitiv keine Wahl. Eine Frau kam erschrocken aus ihrem challet-artigem Häuschen und erklärte uns das wir hier Rechts müssen.
Für diese 7km brauchten wir zwei Stunden.
Die Kurve rechts runter war zu Scharf für unseren Wendekreis. Die Bodenbeschaffenheit sahen nicht besonders vertrauenswürdig aus. Somit musste ich dieses Stück rückwärts hinunter bis zur nun, absolut letzten Baustelle welche auf unserer Piste war. Wir dachten nun die schwierigen Passagen hinter uns zu haben „es sind hier so einige schwere Fahrzeuge! …die kommen ja auch irgendwo her?“
Wir durchquerten eine Art Bauarbeitercamp mit diversen Baracken und riesigen Baumaschinen. Ein Schild „20 Tonnen gestattet“ erfreute unsere Gemüter für einen kurzen Moment. Die Arbeiter guckten uns irgendwie verdutzt an. Nur wenige Meter nach diesem Camp hat der Schwierigkeitsgrad der Piste nochmals immens zugenommen das ich es kaum in Worte fassen kann. Meine geliebte Ziss wurde Bleich. An Filmen war für sie nicht mehr zu denken. Abgebrochen Strassen und tiefe Abgründe, mal rechts mal links von uns. „Jetzt will auch ich Umdrehen“ so Ziss. Aus meiner Sicht kam dies auf gar keinen Fall mehr in Frage. Es gab Passagen wo ich unseren Oleg noch gerade so auf dem „Weg“ halten konnte, Schlaglöcher wo beinahe unsere ganzen Räder drin verschwunden sind und nun noch die von uns verursachten Spurrillen in welche ich auf keinen Fall zurück wollte. Ziss hat neben mir Blut und Wasser geschwitzt, zitterte und weinte still vor sich hin. Sie hatte solche Angst das ich Oleg nicht mehr halten kann und die Kontrolle verliere. Was durchaus für kurze Sekunden der Fall war und wahrscheinlich bei einem gewissen Schwierigkeitsgrad Offroad normal ist. Konnte das Fahrzeug aber stets auffangen. Auch ich hatte Angst doch keine Raum ihr Platz zu gewähren. Wir kämpften uns mit höchster Konzentration Kilometer für Kilometer durch das Gelände. Die Dunkelheit nahm zu, die Temperatur sank und wir haben nie geübt unsere Schneeketten aufzuziehen.
Ein guter Zeitpunkt! …denn wir standen nun vor einer komplett vereisten, Nordhang gelegenen Passage von ca 200-300 Metern wo wir ohne, nicht durch kämen. Rechts von uns ging es tief in den Abgrund. Gottlob gelang die Montage trotz allen Strapazen unserer Nerven. Wir erreichten einen Halbwegs ebenen Stellplatz, Südhang gelegen wo wir uns bisschen neben die Strasse stellen konnten. Wir brauchten eine Pause nebst dem das ich ich bei Dunkelheit auf keinen Fall weiter fahren wollte.
Wir waren sehr erstaunt das hier und da Georgier mit ihren Jeeps an uns vorbei knatterten.
Doch bevor wir zu Abendessen und ins Bette gingen hiess es erstmal schauen was drin alles so kaputt ging, es hat uns dermassen durchgeschüttelt das wir auf alles gefasst waren – offene Schranktüren, kaputte Gläser usw.. Zu unserer grossen Überraschung ist mit Ausnahme von verstreutem Kaffeepulver nichts geschehen. Selbst im absoluten Outback hatten wir Netz und konnten die letzten 10km welche vor uns waren gut durch recherchieren. Ausser das einige nicht sehr gut einschätzbare Serpentinen auf uns zu kommen, sah es gut machbar aus. Ziss hatte weiterhin Angst, ich war etwas arg besorgt. Die Anspannung, Angst und der Adrenalinspiegel waren so hoch dass wir nur wenig Schlaf finden konnten.
Exkurs Off-Road:
Ich habe mich so gut es ging zum Thema Geländefahren mit Fahrzeugen, insbesondere LKW’s belesen. Bis zum heutigen Tag haben wir uns mehr und mehr auch praktisch damit auseinandersetzen können und „Erfahrungen“ gesammelt. Mal bisschen Sand, steckenbleiben im Schlamm siehe Bulgarien, Talfahrten im Schnee, Offroad in Kappadokien und so weiter. Allerdings müssen wir zugeben das unsere Georgien Off-road-Exkursion in Richtung grobfahrlässig ging. Wir haben es zwar geschafft… nicht zu denken was wäre wenn nicht.
Einige Monate später werden wir Carlos in Saudi Arabien kennenlernen. Er ist ein sehr Erfahrener Off-Roader im Lkw-Bereich. In jener Zeit wo wir mit Ihm Unterweg sein werden haben wir einiges an Pisten und auch ordentlichen Passagen überwunden. Wir konnten richtig viel von Ihm lernen. Aus Neugierde fragte ich Ihn am Lagerfeuer wie er die heutigen Passagen vom Schwierigkeitsgrad bewerten würde – Skala von 1-10. Seine Antwort war 5-6 in Bezug auf das Schwierigste Hindernis. Mir ist bewusst das dies sehr subjektiv ist. Allerdings aber auch ein Richtwert wie beim Klettern der stark der Orientierung sowie Einteilung seiner Kräfte dient.
Karte: hier haben wir uns verirrt:
Somit kann ich euch sagen das unser Maleur in Georgien mit 7-10 zu bewerten ist und war. Das schreibe ich hier keinesfalls zum prahlen. Wir haben beide geweint vor Freude diesen Abschnitt überwunden zu haben und danken unseren Schutzengeln. Bereitet euch alle gut vor wenn ihr alleine ins Gelände geht! …oder wendet Rechtzeitig!
Carlos meinte auch: „wenn du eine krasse Route selber fährst kannst du gleich 1-2 Schwierigkeitspunkte dazu rechnen! …denn du hast nur dich Selbst zur Hilfe und einer Notrettung!“
Ich habe in meinem Leben stets Extrem Sport betrieben. Doch keiner forderte mich bisher dermassen heraus wie die soeben beschriebe Route mit dem LKW in Georgien. Diese Konstante in Anspannung und Konzentration, über Stunden ist einzigartig und kaum zu vergleichen mit einer 30m Sportkletterroute welche in einigen Minuten überwunden werden kann.
Frühstücken, Oleg fahrbereit machen, Schneeketten kontrollieren und auf gehts. Wir waren beide sehr aufgeregt auf die bevorstehende Piste. Als wir starten wollten kam uns tatsächlich, mitten im Busch eine geländetaugliches Taxi entgegen „verrückte Georgier“. Zu unserer Erleichterung war das Anspruchsvollste am Vortag geschafft. Nach etwa 5km lichtete sich langsam der Wald, die von Erdrutschen abgebrochenen Strassenteile nahmen ab und auch der Abgrund neben uns verlief nun etwas entfernter. Jetzt nur noch sauber auf der verschneiten, Eis- & Matschpiste halten, denn mögliche Hilfe, im Falle von Festfahren wäre kaum erreichbar gewesen. Im Verlauf kam noch einmal eine Stelle die es echt in sich hatte bis wir dann kurz mal wieder festen, geteerten Boden unter den Reifen hatten. Wir erreichten die Serpentinen welche nur halb so wild waren. Der Blick ins Tal war umwerfend. Die nächste Ortschaft in Sichtweite und die zunehmende Entspannung unserer Körper und Seelen nicht in Worte zu fassen.
Wir waren überglücklich heile in der Ortschaft Surami einzutreffen. Schneeketten demontieren und ab nach Tiflis!
Wenn man sich das Video im Nachgang anschaut wirkt es nicht mal ansatzweise so krass und heftig wie in Wirklichkeit. „Das nächste mal schalten wir den Bildstabilisator ab“ 🙂
Welcom to Tbilisi
Ab durchs georgische Stadtgetümmel zum von uns erkorenen Stellplatz. Dieser befand sich direkt oberhalbe der orthodoxen Sameba Kathedrale.
Es standen dort schon andere Reisende als wir angekommen sind, unter anderem ein umgebauter Linienbus aus Dubai. Als wir zum Einkaufen los spazierten trafen wir gleich auf den Fahrer des Ungetüms, es war Peter aus Australien dessen englisch wir im ersten Moment kaum verstanden haben. Ziss schon gar nicht, sie stand während dem ersten Kontakt weitestgehend ahnungslos, innerlich fragend da „Ist das Englisch?“
Wir liessen den Abend ruhig, und dankbar das wir Heile sind, ausklingen.
Die darauf folgenden Tage verliefen sehr ereignislos. Wir erholten uns vom Schock der krassen Bergfahrt. Gingen mal georgisch Abendessen und verkrochen uns winterlich in unserer gemütlichen, warmen Höhle.
Während den täglichen Wartungsarbeiten an Oleg unterhielt ich mich täglich bestens mit unserm neuen Nachbarn Peter und unsere Frauen fragten sich in der jeweiligen warmen Stube „wo wir wohl bleiben?“ „Ihr tratscht ja wie zwei Weiber“ so Ziss. Peter scheint mir ein „brother from an other Mother“ zu sein.
Die Sameba Kathedrale
Indessen bekommen wir einen Termin unser Carnet des Passages auf der Botschaft abzuholen und unser Dachfenster ist auch auf dem Weg. Über unser Dokument freuen wir uns wie Kinder zu Weihnachten denn das hatte ja nun auch eine halbe Weltreise hinter sich. Nun können wir endlich unsere Reise weiterplanen, das Iran & Kuwait Visum beantragen und alles etwas entspannter angehen.
Ein kleiner Einblick in die Hauptstadt Georgiens “Tiflis”
Wir reissen den Zettel vom 24. Januar vom Kalender
Unser Wasser geht langsam aber sicher mal wieder zur Neige. Wir können mittlerweile gute 14 Tage mit unseren 300 Litern haushalten. Die nächste Wasserstelle befindet sich knapp 20km nördlich. Wir verabschiedeten uns von Peter, sie waren nun schon seit 3 Wochen am selben Platz, brauchen auch Wasser und einen Tapetenwechsel. Wir rollten Zielorientiert los. Im vergleich zur Türkei sind die Brunner hier in Georgien eher dünn besiedelt.
Der Wasserdruck am Brunnen in der Nähe von Mzcheta war nicht sehr berauschend. Immerhin er war nicht gefroren was wir bei der Hinfahrt befürchtet hatten. Das Befüllen war eine ziemlich nasskalte Tortur. Der Wasserhahn war ziemlich beschädigt und undicht. Somit dauerte es eine gute Weile 300l zu ergattern.
Welch eine Überraschung Peter mit seinem Bus hat uns eingeholt. Jetzt lernen wir auch seine sympathische Frau Elena aus Mazedonien kennen. Sie gesellten sich zu uns, wir quasselten während wir beide Vehikel mit Wasser befüllten. Anschliessend wurden wir von den Beiden zum Abendessen eingeladen. Wir brachten einen georgischen Wein und Desert mit.
Wir tauschten unsere Abenteuer aus. Elena erzählte über ihre Zeit als Profischwimmerin und wie es bei Olympia zu geht, machte sich stets lustig über Peter’s Dialekt im englischen… Was für ein erster toller und heiterer Abend! Eine Schande das wir fast eine Woche nebeneinander geparkt haben und uns erst jetzt näher kamen – lieber spät als nie.
Bei uns ging’s am Folgetag wieder nach Tiflis um in der Nähe der Schweizer Botschaft zu Nächtigen. Voller Freude begann nämlich der nächste Tag – nach fast 3 Monaten hatten wir endlich unser Carnet des Passages in den Händen!
Es ist nun Zeit den Osten Georgiens zu erkunden!
Unser eigentliches Ziel war eine Art Campingplatz wo man Wein und tolle Schnäpse degustieren kann. Zu unserer wortwörtlichen Ernüchterung waren die Besitzer leider nicht anwesend, somit war dieses Erlebnis in den kommenden 2 Wochen nur mit geschlossen Pforten anzutreffen.
Oleg tuckerte uns am heutigen Tag dafür durch die prachtvoll verschneite Winterlandschaft in die Nähe von Telavi an den Fluss Alasani. Von dort aus trödelten wir über, Akshani, Achmeta, nach Tianet. Mir gingen die Socken aus, Wäsche ist angesagt. Werden mit leckeren Weinen beschenkt und von einer herzallerliebsten Miezekatze besucht welche kurz bei uns wohnt. Wir hätten sie am liebsten mit genommen. Sie fühlte sich sehr wohl bei uns.
Weiter nach Gudruki an den Stausee wo wir absolute Stille genossen haben. Später wieder zurück nach Mzcheta zu unseren neuen Freunden den „Migrating Mavericks“ Peter & Elena um meinen Geburtstag zu feiern der demnächst anstand. Die Beiden waren die ganze Woche wo wir auf Tour waren mehr oder weniger vor Ort geblieben. Fanden aber in der Zwischenzeit einen Stellplatz, in einem verlassenen Gelände wo sie gut Feuerholz sammeln konnten, denn die beiden haben nur einen Holzofen.
Die Georgier:
Es ist uns bewusst das wir in der absolut falschen Jahreszeit in Georgien unterwegs sind – zu unserem bedauern. Bis jetzt sind wir auch kaum mit Einheimischen warm geworden. Mit Ausnahme der Grenzbeamten bei der Einreise und dem Angestellten welcher uns den geschlossenen Campingplatz öffnete damit wir Wäsche waschen durften hatten wir kaum Kontakt den wir als freundlich beschreiben können. Es scheint uns ein grimmiges Volk zu sein welches aber dafür das bisher leckerste Brot auf unserer Reise backen kann. Die Leute die wir im Alltag angetroffen haben, ob auf dem Markt, Tankstelle oder auf der Strasse hatten wirklich etwas sehr grimmiges bis hin zu gar düsterem in Ihrem Gesichtsausdruck.
Mein 39. Jahrestag stand auf dem Programm
Das Wetter war war düster und grau wie es meist am 2. Februar ist – immerhin von milder Temperatur. Peter und meine Wenigkeit bereiteten Holz für ein nächtliches Lagerfeuer vor. Die Beiden sind eine echt bereichernde Begegnung, super nett und total auf einer ähnlichen Wellenlänge „Dumm & Dümmer“ auf reisen wie wir – lachten wir gemeinsam. Ich kochte ein schönes Abendessen – danach ging’s raus ans Feuer. Wir tranken, lachten und feierten! Mein geliebtes Huschel hat es sogar geschafft mir heimlich einen Gin und Wunderkerzen zu kaufen um mich zu überraschen. Je mehr wir getrunken haben umso besser klappte es für Ziss mit dem Dialekt von Peter. Wir feierten bis tief in die Nacht.
Wir verweilten mit Elena & Peter bis zum 6. Februar, unser Wasser ging langsam wieder zur Neige und wir hofften inbrünstig unser Fenster und die Iran Visa abholen zu können. Die beiden Mavericks zog es in die Berge um Ski zu fahren.
Wir tuckerten wieder zurück nach Tiflis zur Sameba Kathedrale. Kaum angekommen klopfte es an der Tür begleitet mit einem „Grüezi“ – es war Christian aus Perleberg. Er sah uns durch die Stadt fahren und hat sich auf den Weg gemacht um uns ausfindig zu machen!
Er ist Berufskraftfahrer, ebenfalls mit dem LKW, seiner Frau Rosa aus Ecuador und deren Sohn unterwegs. Tranken gemeinsam ein Bierchen und genossen es Deutsch zu sprechen. Später holte er seine Familie zu unserem Stellplatz.
Sie wollten auch in den Iran reisen, er als Deutscher bekam allerdings das Visum nicht. Er wurde sogar mehrmals abgelehnt. Diese Nachricht bereitete uns zunehmend Sorgen – ganz besonders nachdem ich das Visum wenige Tage später hatte und das von Ziss weitere mindestens 2 Wochen dauerte.
So trostlos wie das Wetter war auch unsere heutige Recherche. Wir wollten wissen wo denn unser Fenster bleibt und forschten bei Ingrid von Outbound nach. Dieses mal hat es immerhin die Niederlande verlassen, ist aber irgendwo in Deutschland vom LKW gefallen ….ggggrrrrr! Es war Ihr spürbar peinlich! Uns war klar, dass es diesen Winter nichts mehr mit einem neuen Fenster wird. Wir hatten keine Lust weitere Wochen im kalten Georgien zu sitzen und im Hochsommer im Mittleren Osten zu sein – denn wir sind jetzt schon eher spät dran was behagliche Temperaturen in jener Region angeht.
Ein neuer Plan bezüglich Fenster musste her. Beratschlagen uns und denken das Kuwait eine Option wäre. Besprechen dies mit Ingrid. Die Antwort kam prompt – kaum zu glauben – auf einmal ist es möglich das Teil per Flugzeug zu versenden. Warum nicht gleich per Flugpost, fragen wir uns…
Die kommenden Tage waren grau. Wir verliessen unseren Oleg beinahe nur um einzukaufen und genossen unser unlimited Wifi mit einem Serienmarathon.
Wie schon erwähnt habe ich mein Iran Visum schon erhalten. Wir wurden langsam aber sicher zunehmend unruhig. Also schrieben wir die Travel Agency Persia per WhatsApp an und fragten fast jeden zweiten Tag nach ob es irgendwelche Probleme gibt.
Um die Wartezeit und den zunehmenden Städtekoller zu überbrücken verbrachten wir unser letztes Kapitel in Georgien vom 15. – 20. Februar am Turtlelake oberhalb von Tiflis, ganz in der Nähe von der Iranischen Botschaft.
Wir schmiedeten den Notfallplan, falls Ziss kein Visa bekommt, dass sie von Yerevan nach Kuwait fliegt und die Strecke allein runterrasseln müsste. Immerhin ein Plan B!
Zu unserer Behaglichkeit wurde das Wetter bisschen freundlicher. Der Platz am Turtlelake bot Wander- und Sportmöglichkeiten welche wir tatsächlich täglich nutzten. Peter & Elena stiessen nach ihrem wilden Skiabenteuer wieder zu uns. Ihnen hat die Kälte ihren Wasserfilter und einige Leitungen geberstet – das Leid der Reisenden – absolut alle haben mit irgendwas zu kämpfen. Wir verbrachten fast jeden Abend gemeinsam.
Wie heisst es so schön, Ende gut Alles gut:
Eigentlich hasst man es ja wenn man sein Telefon vergessen hat auf lautlos zu schalten. Am 19. Februar fiepte mich das Smartphone aus dem Bett – mit guten News. Auch Ziss hat nun ihr Visum erhalten!
Die Mavericks und wir hatten am kommenden Tag das gleiche Ziel, erst Botschaft und dann Richtung Armenien – bei ihnen einfach mit der russischen Botschaft im Anmarsch. Wir verabschiedeten uns nun zum X-ten mal obwohl wir alle wussten unsere Wege werden sich erneut kreuzen.
Um mich hier kurz zu halten auf der Botschaft ging es ungefähr genauso so zu wie bei Asterix und Obelix:
Und auf ging’s nach Armenien
hier der link zur englischen Ausgabe: https://www.youtube.com/watch?v=4StpMBjMmlY
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